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Interview

Kommender Mann?

Er lebt fernab im südwestlichsten Zipfel der Republik und stand Anfang 2019 noch nicht einmal in den Top 100 der DPV-Rangliste. Seither hat er rund 50 Turniere gespielt, zwei DM-Silbermedaillen eingetütet und sich auf Pos. 16 des Rankings vorgearbeitet. Die Rede ist von Matthias Laukart. Ein Name, den auch die DPV-Verantwortlichen inzwischen auf dem Zettel haben. Entsprechend ambitioniert sind die Pläne des 28-Jäh­rigen. Für ptank.de hatte er ein paar Antworten parat.

Matthias, wie ging es los? Wann und wie bist du zum Boule gekommen?

Matthias > Wie so oft beim Boulen fing alles im Urlaub an. Mit sieben Jahren hatte ich zum ersten Mal Kontakt zu Boulekugeln. Es hat mir Spaß gemacht und ich blieb dabei. Anfangs ging es eher nur darum, Kugeln in den Dreck zu werfen und später lernte ich dann, dass man sie danach noch mit einem Tuch putzen kann. Mit 14 Jahren trat ich dann der BSG Le cochonnet Schopfheim bei, für die ich bis zum Ende des Jahres die Fahne schwenke.

Gleich bei deiner ersten DM, 2017 im Ensdorf, hast du Silber bei den Tireuren geholt. Wie erklärst du dir diesen plötzlichen Durchbruch?

Matthias > Das Ganze kam nicht von ungefähr. Es ist ja nicht so, dass ich kurz vorher zum ersten Mal die Kugeln in der Hand hatte. Ich war lediglich nicht bekannt in Deutschland. Ich bin vorher jeweils ein Jahr durch die USA und Australien gereist und hatte meine Boulekugeln immer dabei. In den USA habe ich schon viel gespielt und in Australien dann auch wieder. Als ich dann Australischer Meister im Doublette wurde, wurde mir gesagt, ich könne gut Boule spielen. Zurück in Deutschland meinte ein Freund, dass so ein schneller Aufstieg in Deutschland nicht so einfach sei. Das Ganze hat mich dann gereizt und ich versuchte mein Glück. Mit Erfolg.

Dieses Jahr hast du mit DM-Silber im Triplette und im Tête-à-tête einen weiteren Riesenschritt nach oben gemacht. Was war der Schlüssel zum Erfolg? Intensiveres Training?

Matthias > Ich habe keinen Trainingsplan, ich habe einfach nur sehr viel Boule gespielt in den letzten Jahren. Vermutlich etwas mehr als andere. Wenn man das als Training sehen würde, dann könnte man es jedoch so auslegen, dass ich mehr trainiere als andere. Ich für mich habe einfach Spaß am Spiel. Das lockere Spielen bringt einen meiner Ansicht nach sehr weit. Wer im Training seine Kugeln schon verkrampft nach vorne wirft, der wird es in einem Turnier, in dem es noch um etwas geht, nicht einfach haben.

2020 wirst du für Burggarten Horb in der Bundesliga spielen. - Was war für diese Entscheidung ausschlaggebend?

Horbs Frank Maurer begrüßt seinen neuen
Bundesliga-Kumpel (Quelle: facebook)

Matthias > Irgendwann einmal in der Bundesliga zu spielen, ist schon sehr lange ein Gedanke, den ich im Kopf habe. Also ließ ich mich zwei Jahre lang inspirieren und schaute, welche Möglichkeiten es gibt. Wer mich kennt, weiß dass ich gerne und gut esse. Und wer einmal in Horb bei einem Turnier war, der weiß, wovon ich rede! Was sie dort auftischen ,ist absolute Weltklasse. Damit haben sie die Türe schon einmal sehr weit aufgemacht für mich. Das ist zwar nicht der Hauptgrund, aber mit Sicherheit das i-Tüpfelchen.

Neben gutem Essen mag ich vor allem nette Menschen um mich herum. Seit zwei Jahren waren Spielerinnen und Spieler von Horb daran, mich unter ihr Banner zu holen und nun haben sie es geschafft. Die Aussage war, nun sei ich Teil einer neuen Familie. Genauso fühle ich das auch. Es ist eine geschlossene Truppe, die super harmoniert und immer Spaß hat, ein herzliches Miteinander unter sehr guten Boulespielerinnen und -spielern. Ich freue mich riesig auf die neue Saison und denke, wir haben gute Chancen, oben mitzuspielen.

Zu hören war, dass dich der DPV zur nächsten Kadersichtung eingeladen hat. Könntest du dir vorstellen, schon bald im Nationaldress zu spielen?

Matthias >  Das ist richtig, ich bin bei der nächsten Sichtung eingeladen. Und ja, ich kann mir gut vorstellen, schon bald im Nationaldress zu spielen. Wie aber alles kommen wird, steht noch in den Sternen. Ich versuche fit zu bleiben, werde mein Bestes geben und über alles andere wird dann entschieden.

Was sind deine besonderen Stärken auf dem Bouleplatz? Und siehst du noch Defizite, an denen du arbeiten willst?

Matthias >  Vor zwei Jahren ins Ensdorf hätte ich wohl gesagt, ich könne besonders gut schießen. Mittlerweile sehe ich das alles unter einem anderen Blickwinkel. Es gibt sehr viele gute Tireure, da bin ich nur einer von vielen, aber ich denke, eine meiner größten Stärken ist der Kopf. Ich habe viele gute Spielerinnen und Spieler getroffen, die sich aber selbst sehr im Wege stehen. Das merkt man vor allem dann, wenn es nicht läuft. Sie suchen dann Ausreden wie den Boden, das Glück der Gegnerinnen und Gegner oder fangen an, mit dem Publikum zu diskutieren, weil wieder irgend­etwas nicht klappt. Man muss auch Tatsachen akzeptieren, seinen Blick auf das Positive richten und trotzdem einen klaren Kopf bewahren. Ich denke das ist das, was mich ein wenig auszeichnet.

Im Team mit Tobias Fehrenbach und Sönke Backens gewann Matthias Silber bei der Triplette-DM 2019 im Kurpark von Bad Pyrmont. (Foto: DPV)

Defizite gibt es sicherlich auch. Niemand ist perfekt und ic,h arbeite immer noch an mir. Es gibt auch für mich noch sehr viel zu lernen.

Zum Schluss: Wenn du eine Sache am Pétanque-Betrieb in Deutschland ändern könntest, was wäre das?

Matthias >  Ich habe nun schon an vielen Orten in Deutschland gespielt und es ist sehr unterschiedlich. Manch eine Region nimmt es viel zu locker, andere viel zu ernst. Es gibt sogar Orte, an denen zwar viele Boulespielerinnen und -spieler zusammenkommen, aber es trotzdem kein Miteinander ist. Wenn ich etwas ändern könnte, würde ich mir für Boule-Deutschland wohl eine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt aussuchen. Habt Spaß und genießt das Miteinander und den Sport!

Matthias, besten Dank!

25.11.2019