Diskussion
Oppau oder Lübeck?
Die Wertung der Bundesliga-Aufstiegsrunde vom 26./27. Oktober in Gersweiler schlägt Wellen. Während Achern und Diefflen mit je 5:0 Punkten unzweifelhaft die ersten beiden Aufstiegsplätze beanspruchen können, besteht Unklarheit, wem von den drei punktgleichen Teams aus Jever, Lübeck und Oppau (alle 3:2 Punkte, alle 14:11) die restlichen beiden Aufstiegsplätze zustehen. Die Verantwortlichen vor Ort und das DPV-Präsidium sahen bzw. sehen den Lübecker BC auf Rang 5 (= kein Aufstieg), weil der Nord-Club die direkten Vergleiche gegen Jever PC und VFSK Oppau verloren hat. Hingegen sehen viele andere (darunter natürlich auch die Lübecker) Oppau auf Rang 5, da es die niedrigste Spielpunkte-Differenz aufweist, die laut Bundesliga-Richtlinie bei mehr als zwei punktgleichen Teams den Ausschlag geben soll.
Material und Beiträge
Material 1 > Abschlusstabelle
Quelle: DPV
Material 2 > Richtlinientext
Quelle: DPV
Material 3 > externe Links
DPV > Spielergebnisse der Aufstiegsrunde »
DPV > Ergänzende Stellungnahme des Präsidiums »
DPV > Richtlinie Bundesliga »
pétanque aktuell > Bericht von Jannik Schaake »
pétanque aktuell > Am 31.10. bemerkt Jannik Schaake, dass seine Glückwünsche an Oppau etwas voreilig waren »
boule4you > Artikel von Hein Fuhrmann »
VFSK Oppau > Bericht von Jürgen Hatzenbühler »
Stand: 31.08.2024
Beitrag
David Freudenberg, Freiburg
Moin Uli, beim Stöbern auf Deiner Website bin ich zufällig auf die Problematik hinsichtlich der Aufstiegsrunde gestoßen, deren Handhabe durch den Verband mich etwas ratlos macht.
Die einzig ansatzweise nachvollziehbare Begründung für die Entscheidung des DPV versucht ja Alexander Bauer in seinem Statement. Demnach habe gewissermaßen unverändert der Wille des Satzungsgebers bestanden "Direkter Vergleich vor Spielpunkte" - denn der erste Teil des einschlägigen Passus sei seit 2007 unverändert geblieben - was der Verfasser der Änderung von 2013 "nicht verinnerlicht" habe. Man kann natürlich im Wege historisch-genetischer Auslegung versuchen, den Willen eines Normgebers zu ergründen. Seine Grenze findet ein solcher Versuch, wenn - und sei es gegen die historisch zu vermutende Intention (die ich indes nicht für erwiesen erachte) - eine Regelung aus dem Wortlaut der Norm eindeutig hervorgeht. So ist es hier, weil es für den Fall der Gleichheit mehrerer Teams (nach Matchpunkten und Siegpunkten) eine spezielle und eben nur Eine Aussage gibt: dann Entscheidung nach 1. Spielpunktedifferenz, 2. Höhere Zahl an Spielpunkten, 3. Los.
Anders als der bisherige Tenor scheint mir diese Regelung auch durchaus stimmig und eine Revision im Sinne 'direkter Vergleich vor Spielpunkten' würde die Regel wohl eher verschlechtern und die Situation daher verschlimmern.
Denn, in Ergänzung des Beitrags von Dietmar Sperber aus Mannheim, scheint mir nicht primär der Fall problematisch, dass von 3 Mannschaften A, B und C im 'direkten' Vergleich gegeneinander jeder je eine Partie gewonnen hat (dann könnte man immerhin sagen, der 'direkte' Vergleich führt zu keinem Ergebnis), sondern vor allem derjenige, dass der 'direkte' Vergleich unvollständig bleibt: z.B. A gewinnt gegen B, verliert gegen C und eine Begegnung B gegen C gab es nicht. Wie sollen solche Konstellationen mit dem Mittel 'direkter Vergleich' entschieden werden? B letzter dieser Dreiergruppe, weil sie in den Spielen untereinander keinen Sieg geholt haben? Man kommt, fürchte ich, bei mehr als zwei gleichen Teams nach Match- und Siegpunkten in Teufels Küche, will man sie nach dem 'Prinzip' 'direkter' Vergleich entscheiden. Wie das legistisch sauber gelöst werden sollte, sehe ich noch nicht. Etwa: "Hat ein direkter Vergleich nicht oder teilweise nicht stattgefunden oder führt er zu keinem Ergebnis, dann ..."? Dann dürften erst (recht) Interpretationsprobleme entstehen. Vielleicht gibt es aus anderen Wettbewerben oder Sportarten Beispiele, wo der 'direkte' Vergleich auch bei mehreren gleichplatzierten Teams erfolgreich praktiziert wird. Er dürfte kaum überzeugend gelingen, wenn es den Fall geben kann, dass der Vergleich unvollständig bleibt (was bspw. in einer Liga nicht ohne weiteres vorkommen kann).
Mir scheint, die aktuelle Regel ist nicht nur eindeutig, sondern gerade auch vor dem Hintergrund solcher Schwierigkeiten mit einem 'direkten' Vergleich bei mehr als 2 im obigen Sinne gleichplatzierten Teams gewählt. Wer das mit "gesundem Menschverstand" bezweifelt, weil eine leichte Auslosung es einem Team erleichtern kann, eine gute Spielpunktedifferenz zu erzielen, sollte eher den Spielmodus überdenken. Denn die Spielpunkte kommen ja erst in dritter Linie zum Tragen, nachdem das Team mit 'Losglück' es noch nicht vermocht hat, dies in eine bereits bessere Differenz an Siegpunkten umzuwandeln. Hätte, im konkreten Beispiel, Lübeck irgendwo ein Spiel mehr gewonnen, gäbe es wohl keine Regeldiskussion und Oppau müsste mit dem Schicksal der härteren Auslosung hadern (obschon der 'direkte' Vergleich unverändert bliebe) ...
04.11.2024
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Roland Netter, Neuburg an der Donau (Bayern)
Der Gesetzgeber in Deutschland gestattet dem Sport die Selbstverwaltung unter der Vorgabe, dabei demokratische und rechtstaatliche Prinzipien zu pflegen. Das Sportwesen ist also kein rechtsfreier Raum, in dem Willkür, Rechthaberei und selbstherrliches Verhalten Platz haben. Der „Buchstabe des Gesetzes“ hat auch im Pétanquewesen Gültigkeit, die Richtlinie ist unmissverständlich formuliert. Der Entscheid des DPV-Präsidiums und die Ankündigung einer "Nachschärfung" machen aus einem unbeabsichtigten Irrtum der Jury, der entschuldbar ist, eine unverzeihliche Rechtsbeugung, weil absichtlich falsch entschieden wurde. Damit wird es schlicht und einfach kriminell. Bleibt zu hoffen, dass das Präsidium doch noch zu rechtstaatlicher Besinnung kommt.
01.11.2024
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Dietmar Sperber, Mannheim
Ich spiele Boule in Mannheim und betrachte mich in diesem Fall als neutral, obwohl der Weg von Mannheim nach Oppau wesentlich kürzer ist als nach Lübeck.
Ich möchte zu der problematischen Regelung für die Bundesliga und den Bundesligaaufstieg eine Anmerkung machen, die zeigt, wie vertrackt die Situation ist. Angenommen, man würde festlegen, dass der “direkte Vergleich” auch bei drei punktgleichen Teams A,B,C gilt, dann könnte folgender Fall eintreten: A gewinnt gegen B, B gewinnt gegen C, C gewinnt gegen A. Dann müsste A vor B liegen, B vor C und C vor A, was unmöglich ist! Dies dürfte also der Grund sein für die Regelung, dass bei mehr als zwei punktgleichen Teams die Spielpunktedifferenz zählt.
Allerdings: der oben betrachtete Fall kann in der Bundesliga auftreten, nicht aber in der Aufstiegsrunde. Wenn A gegen B und B gegen C spielt, dann kann A nicht gegen C spielen, da A und C zur gleichen Fünfergruppe gehören.
Jedenfalls darf man auf die “Nachschärfung” der Richtlinie gespannt sein.
30.10.2024
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Manfred Kasper, Nenndorf (Niedersachsen)
Das glaube ich jetzt nicht!
Bei der Auslegung DPV-Richtlinie "Deutsche Pétanque Bundesliga" gibt es doch gar keinen Interpretationsspielraum bezüglich des Wertungssystems, das ist eindeutig. Dass die Jury hier erst mal so geurteilt hat, ist sicherlich noch entschuldbar, dass das Präsidium bei der Überprüfung an der Fehlentscheidung festhält aber nicht. Offenbar wird dabei davon ausgegangen, dass es ja so nicht gemeint war und man es nun „nachschärfen“ kann, aber die Richtlinie ist nun mal gültig und kann doch nicht im Nachhinein uminterpretiert werden.
Und natürlich macht es gerade in der Qualifikation zur DPB Sinn bei mehr als zwei nach Match- und Siegpunkten gleichen Vereinen nicht den direkten Vergleich heranzuziehen. Denn der direkte Vergleich ist bei der Aufteilung in zwei 5er-Gruppen immer unvollständig.
Dass der Spielplan ebenfalls nicht dem in der Richtlinie vorgegeben Spielplan entsprochen hat ist eine weitere Schlappe. Natürlich kann man auch hier das mal so gut sein lassen, da der angewendete Spielplan der Vorgabe gleichwertig war. Der DPV erweist dem Sport damit einen Bärendienst, der nicht gerade dazu geeignet ist Pétanque als ernsthafte Sportart zu etablieren, und fordert die Sportler geradezu dazu auf es dann mit den Ordnungen und Richtlinien auch nicht so genau zu nehmen. So kommt Pétanque nicht aus der Schmuddelecke heraus.
30.10.2024
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Reinhard Schwertfeger, Lübecker BC
... Jury Entscheidung??? Wenn eine Jury sich über eine bestehende Richtlinie vor Ort einfach hinwegsetzt, dann wäre es ja wohl dringendst geboten, dies vor Spielbeginn kundzutun. Dies ist nicht geschehen - dafür gibt es nun genügend Zeugen ...
29.10.2024
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Carsten Fitschen, Krähenwinkel (Niedersachsen)
Sportordnung des DPV §6 (5): „… Die Jury trifft übergeordnete Entscheidungen im Sinne der Rechtsgrundlagen des DPV und Pétanque-Regeln; sie sind endgültig und nicht anfechtbar.“ Wenn jedoch eine Jury-Entscheidung nicht den DPV-Richtlinien entspricht, obwohl der Fall in de rRichtlinie geregelt ist, dann sehe ich gute Chancen für einen Einspruch der Lübecker.
29.10.2024
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Alexander Bauer, Regensburg, DPV-Sportvize 2007 – 2009
Einer genauen Prüfung der Bundesligarichtlinie 1.10 bedarf es schon, will man den Konflikt in der Platzierung der Clubs von Jever, Oppau und Lübeck lösen.
Zuerst stand und steht da inhaltlich unverändert seit 2007: "Die Rangfolge in der DPB-Tabelle berechnet sich nach
- der höheren Zahl von Matchpunkten und bei Gleichheit
- der höheren Zahl von Siegpunkten.
Sind Vereine gleich platziert, entscheidet ihr direkter Vergleich."
Dann wurde 2013 das heute noch eingesetzte Qualisystem eingeführt und es wurde eine Präzisierung notwendig: "Hat der direkte Vergleich noch nicht stattgefunden oder sind mehr als zwei Vereine nach Match- und Siegpunkten gleich, entscheidet zunächst die höhere Spielpunkte-Differenz und dann die höhere Zahl von Spielpunkten. Bei fortbestehender Gleichheit entscheidet das Los."
Mir scheint, der Verfasser dieser ergänzenden Zeilen hatte das Prinzip "Direkter Vergleich vor Spielpunkte" nicht verinnerlicht. Jedenfalls spricht er mit seiner Zeile "sind mehr als zwei Vereine nach Match- und Siegpunkten gleich, entscheidet zunächst die höhere Spielpunkte-Differenz" dem direkten Vergleichs den Vorrang vor den Spielpunkten ab. Hier wäre auf jeden Fall eine redaktionelle Nachbesserung bzw. Verdeutlichung notwendig.
Auch vom Standpunkt des gesunden Menschenverstandes kann es keine andere Lösung geben, als dass Jever und Oppau aufsteigen: Wenn man voraussetzt, dass Diefflen und Achern die unbestritten besten Teams des Wochenendes waren. Lübeck musste nicht gegen diese Topteams spielen und sammelte zahlreiche Spielpunkte gegen offensichtlich schwächere Teams, verlor jedoch sowohl gegen Jever als auch gegen Oppau (die direkte Konkurrenz um Platz 3 und 4), die beide gegen Diefflen und Achern ran mussten!
Was wäre dieses Qualisystem wert, wenn bei diesem Gleichstand der Spielsiege die Spielpunkte vor dem direkten Vergleich den Ausschlag geben sollten?
Noch was zur Endtabelle und der roten Laterne: Natürlich hatten Gelsenkirchen und Nürnberg keinen direkten Vergleich, wie das der DPV behauptet. Folglich muss es richtig heissen, dass Gelsenkirchen Neunter und Nürnberg erneut Zehnter der Endtabelle wurden.Wie schon im letzten Jahr kommt die Turniersoftware mit dem kniffligen Wertungssystem nicht klar und die Offiziellen machen daraufhin unbeabsichtigt Fehler!
28.10.2024