ptank.de :: NPV o. MV 2022
Sitzung souverän geleitet: NPV-Chef Wilfried Falke.

NPV-Mitgliederversammlung

Grünes Licht für kleinteilige Verbandsstruktur

Mit einer Rekordbeteiligung von knapp 60 Vereins­delegierten, mehrheitlich online zugeschaltet, hat die NPV-Mitglieder­versammlung am SO 06.02. in Hannovers LSB-Zentrale das bis zuletzt umstrittene Regionalisierungs­konzept verabschiedet. Den Liga- und LM-Betrieb deutlich umkrempeln wird die neue Struktur mit ihren sechs Bezirken ab 2023.

Mit 32 Für- und 17 Gegenstimmen und einer winzigen Korrektur hat die Versammlung ein weitgefächertes Gesamtpaket aus neuer Regionalisierungsordnung, geänderter Ligastrukturordnung, geänderter Ligaspielordnung und geänderter LM-Richtlinie in einer pauschalen Abstimmung verabschiedet. Die wichtigsten Inhalte:

WAHLEN

Volker Hübchen (Echte) ohne Gegenstimmen als Vize Inneres erneut gewählt.

Detlef Koch (Bissendorf) ohne Gegenstimmen zum Vize Sport gewählt.

Keine Kandidaturen. Weiterhin muss der Vorstand ohne Vize Kommunikation und ohne Schiedsrichterwart auskommen. In Kooperation mit dem LV Nord soll trotzdem eine SR-Ausbildung organisiert werden.

Schiedsgericht.Karin Trulsen, Bernd "Adi" von Meyenn und Erik Zipperling, alle aus dem Bezirk Hannover, besetzen nun das seit Jahren arbeitslose Schiedsgericht.

Kassenprüfer wurden für eine weitere Amtszeit Dagmar Fischer und Hans Alves, beide Bezirk Hannover.

Das NPV-Gebiet wird in sechs Bezirke gegliedert, dies entlang der Kreisgrenzen. Die Metropolregion Hannover wird der mit Abstand stärkste Bezirk (nach Vereinen und Aktiven).

Die Bezirke übernehmen weitreichende Aufgaben bei der Organisation von Ligabetrieb und Landesmeisterschaften.

Zuständig für diese Aufgaben werden Bezirkskoordinatoren, die von Bezirksversammlungen gewählt werden.

Jedem Bezirk steht jährlich ein Aufstiegsplatz in die Regionalliga zu.

Je zwei benachbarte Bezirke bilden den Einzugsbereich einer Regionalliga. Es bleibt dort bei drei Staffeln.

Die Begrenzung von Liga-Staffeln auf höchstens zwei Teams aus einem Verein wurde auf Antrag von Allez Allee aus dem Antragspaket gestrichen.

Jeder Bezirk führt zu jeder LM ein Vorturnier durch, das auch als Bezirksmeisterschaft betrachtet werden könnte.

Jeder Bezirk organisiert jährlich eins der sechs LM-Finalturniere (Disziplinen im Reihumwechsel). Dafür qualifizieren können sich 32 Teams.

Wie viele der 32 Final-Startplätze auf den einzelnen Bezirk entfallen, berechnet sich nach seinem Anteil an den Ranglistenpunkten aller landesweit gemeldeten Starter.

Auch Top-Spieler müssen sich künftig den Vorturnieren stellen. Die direkte Qualifikation der ranglistenbesten Teams fürs Finalturnier entfällt. Das Ranking-basierte LM-Setzsystem bleibt hingegen unverändert: Die Top 8 der Setzliste können sich erst im 1/4-Finale (= Runde 3) begegnen; die übrigen 24 werden ab Runde 1 frei gelost.

Die Finalturniere laufen über fünf Schweizer-Runden. Schon nach Runde 4 entscheidet die Tabelle über die Vergabe der DM-Tickets. Runde 5 gehört dem "Gold Medal Match" der beiden dann noch niederlagenlosen Teams.

Der NPV-Vorstand kann eine LM (z. B. 3:3 Frauen) als einphasige Veranstaltung ausschreiben. Dann entfallen die Vorturniere.

Findet ein Bezirk keinen willigen Bezirkskoordinator, muss der Verein mit der niedrigsten Nummer (= längste NPV-Mitgliedschaft im Bezirk) dessen Aufgaben übernehmen.

MV-SPLITTER

Entlastet. Ohne Gegenstimmen wurde der Vorstand entlastet. Die Kassenprüfer hatten nichts zu beanstanden gehabt.

Hybrid. Trotz hohem Hardware-Einsatz und einem eigens engagierten Technik-Assistenten blieb die Mixtur aus Präsenz- und Online-Sitzung eine fragwürdige und holperige Lösung, ohne echten Sichtkontakt zwischen den beiden Teilgruppen. Wo offene Abstimmungen anstanden, blieben sie für jeden Beobachter doch überwiegend verborgen.

Souveräner Präsi. Größtes Lob gebührt Wilfried Falke, der als Versammlungsleiter den ganzen Tag sehr konzentriert zwischen beiden Sitzungswelten vermittelte.

Gedenken. Mit einer Schweige­minute ehrte die MV den langjährigen Liga-Organisator Armand Pampovs, der Ende Januar verstorben war.

Kommentar:
Eine offene Wette

Wenig überraschend: Die Autoren der jetzt beschlossenen Reform, namentlich Heike Hahlbrock, Michael Wiegräfe, Arnd Richarz und Detlef Koch, versprechen sich und allen Aktiven jede Menge positive Effekte: mehr Engagement in der Fläche, mehr Basisnähe, mehr Attraktivität für neue Vereine, ein besseres Funktionieren von Liga und Landesmeisterschaften. Dass sich derlei nicht als schöne Illusion entpuppt, ist zu hoffen und auch ein wenig davon abhängig, dass die Kritiker dieses Regiona­lisierungs­konzepts nun konstruktiv an dessen Realisierung mitwirken.

Einzelne Schwachstellen und Mängel lassen sich vermutlich noch beheben. So ist bislang unklar, wie wieder eine aussagekräftige Rangliste entstehen soll. Denn zum notorischen Mangel an RL-Turnieren gesellt sich nun die Halbierung der LM-Finalturniere. Der Kreis derer, die Punkte sammeln können, wird immer kleiner, die Bedeutung des Rankings für die Verteilung der LM-Finalplätze und das LM-Setzverfahren bleibt aber ungeschmälert. Ebenfalls offen ist die Frage, wie verfahren werden kann, wenn unter den 32 LM-Finalteams zu wenige bereit sind, an der folgenden DM teilzunehmen. Dass dieser Fall bei weit entfernten DM-Orten sehr leicht eintreten kann, ist kaum bezweifelbar.

Wie Wilfried Falke auf der MV verkünden konnte, bewegt sich der NPV im Gegensatz zu anderen Landesverbänden weiter und trotz Corona auf dem Wachstumspfad. Sein noch einmal gestiegener Anteil an den Vereinen und Lizenzaktiven im DPV beschert ihm nun einen zusätzlichen DM-Startplatz (nach Quantität). In so komfortabler Lage ist es doppelt mutig, eingespielte Abläufe und Zuständigkeiten auf eine neue, noch diffuse Bezirksebene zu verlagern.

Ein nostalgisches Good-bye hinterherzurufen ist den großen Landesmeisterschaften als "Famlientreffen" der Boule-Szene in Niedersachsen/Bremen, als breites Kräftemessen zwischen den bekannten Favoriten und jenen, die es werden könnten. Leider war eine knappe MV-Mehrheit stur genug, um einen SG-Findorff-Antrag abzulehnen, der auch laut Sportvize Detlef Koch geeignet gewesen wäre, einzelnen Vereinen auf Wunsch und ausnahmsweise die Ausrichtung größerer LM-Finalturniere zu ermöglichen.

Ulli Brülls - 07.02.2022.

Maskenball im Sitzungssaal: Gut 20 Delegierte waren vor Ort.