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Senf von da und dort

ptank.de will und kann auch weiterhin kein offenes Forum sein. Dennoch juckt es mich immer wieder mal, meinen Senf aufs aktuelle Boule-Geschehen zu schmieren. Und hin und wieder landen meinungsstarke Leser-Zuschriften bei post@ptank.de.  Die finden sich dann hier, ob mir der Inhalt gefällt oder nicht. Und klar, wer will, kann Widerworte schreiben, die ebenfalls veröffentlicht werden.

Michael Kuschkowitz / Essel

Guten Morgen, Ulli.

Ein Brief an den Autor dieser Website

Wir kennen uns als Menschen, denen es Freude macht, etwas für andere zu tun. Du ja auch. Natürlich beobachte ich seit einiger Zeit Sportsfreunde, die viel nehmen und wenig geben wollen oder können. Mancher merkt es selber vielleicht gar nicht. Der Sport ist im Übrigen ja auch bloß Spiegel der Gesellschaft: man kennt das im Betrieb, in der Familie, in der Nachbarschaft ...

Eine Teilnahme an einem Turnier abzusagen erschien uns früher unmöglich. Selbstverständlich haben wir unseren Jahresurlaub nach dem Turnierkalender bzw den Ligaterminen genommen. Da kam dann auch keine plötzliche Einladung von einem Geburtstagskind dazwischen - konsequent eben. Umgekehrt nehme ich heute nicht mehr am Ligaspiel teil, auch nicht als Vertretung.

Das soziale Korrektiv des gegenseitigen Sich-mal-die-Meinung-sagens ist leider etwas in den Hintergrund geraten, merke ich. Ich hab das schon lange aufgegeben, weil man da schnell in den Ruf des Besserwissers, der Nervensäge gerät. Es bleibt dann am Vorsitzenden hängen, das ist ähnlich wie in der Schule, wo alles vom Lehrer erwartet wird.

Die Folge ist ein allmählicher Rückzug der Ehrenamtlichen, die ja auch nicht jünger werden. Boule spielen kann man denn auch ohne Verein ...

26.08.2018

Martin becker / Osnabrück

Offener Brief an den DPV

Präsentation deutscher Meisterschaften

Eben von der Solisten-DM im hessischen Grasellenbach zurück, meldet sich NPV-Starter Martin Becker (Klack 95 Osnabrück) zu Wort, um die (seines Erachtens) spießige Präsentation des Pétanque-Sports durch den DPV zu kritisieren. Auch hier der Hinweis: Es ist die Meinung eines ptank-Lesers und nicht meine (Ulli Brülls).

Offener Brief »

Eine Reaktion aus Rastede (30.08.)

Hallo Martin,

habe deinen offenen Brief gelesen, den du an den DPV geschickt hast und kann dir nur zustimmen. Spiele selbst seit Jahrzehnten Pétanque, aktuell in der Regionalliga für den VfL Rastede.

Hauptberuflich in der PR-Branche tätig kann ich ebenfalls nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie unprofessionell dieser tolle Sport in der Öffentlichkeit präsentiert wird. Erinnere mich z.B. an die LM Triplette in Osnabrück, vor zwei oder drei Jahren, da musste ich der Turnierleitung mehrfach sagen, doch bitte mal einen Punktezähler für das Endspiel aufzustellen.

Ich denke, die schlechte öffentliche Darstellung von Pétanque – zumindest in Deutschland – ist zum einen darin begründet, dass Verantwortliche beim DPV oder auch den Landesverbänden diesbezüglich einfach einen schlechten Job machen (evt. deshalb, weil einfach das PR-Know how fehlt).

Zum anderen ist dies m.E. aber auch in der Szene selbst begründet. Solange es immer noch Leute gibt, – und es gibt eine Menge davon – die mit Flip Flops im Kreis stehend sich weigern einheitliche Team-Kleidung zu tragen und selbst bei offiziellen Turnieren rechts die Kugel halten und links die brennende Zigarette, die lieber einen Kreis in den Boden kratzen statt den Abwurfring zu nutzen, die sich darüber beschweren, wenn jemand seine Kugeln farblich markiert hat und Leute belächeln, die mit der neuen Bolulenciel iris spielen, solange wird es schwer werden, diesen Sport medien- bzw. öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Zudem wird natürlich immer noch viel zu gerne das Klischee vom rotweinsaufenden und käsefressenden Rentner unter Platanen bedient,das macht auch die Nachwuchsarbeit nicht gerade leicht.

Ja, es müsste ein Ruck durch die Szene gehen, ähnlich wie es die Dartszene erlebt hat, als Phyl Taylor keinen Bock mehr auf saufende Pfeilewerfer vor laufender Kamera hatte und dann die PDC gründete.

Natürlich können wir beide auch gut meckern. Wenn man echt was ändern will müsste man sich vermutlich im DPV engagieren oder auch einen eigenen Verband gründen.

Könnte mich noch stundenlang auskotzen lass ich jetzt aber. Sollten wir uns mal über den Weg laufen können wir das Thema gerne im persönlichen Gespräch vertiefen.

Besten Gruß, Dietmar Bücker

Darauf eine Antwort von Martin Becker (30.08.)

Hallo Dietmar, lieber Michael, liebe Kollegen,

vielen Dank für Deine Rückmeldung, Dietmar. Und vielen Dank für Deinen Anruf gestern, Michael, ich habe noch lange darüber nachgedacht, ob Du Recht hattest mit Deinem Vorwurf, mein Offener Brief sei "respektlos" und würde das ehrenamtliche Engagement der Beteiligten schmähen. Ich denke nicht, aber manchmal haben Handlungen Folgen, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Falls sich jemand auf den Schlips getreten fühlt, das war keinesfalls die Absicht meines Offenen Briefes. Sorry. Meine Absicht war klarzustellen, dass es eine große Unzufriedenheit nicht mit der Durchführung, sondern der Präsentation von Bundesmeisterschaften gibt. Dass Du, Dietmar, die LM in Osnabrück ansprichst, bringt mich dabei etwas in Verlegenheit, denn dort hatte ich die Turnierleitung.

Ich kann also beide Seiten verstehen. Einmal die der Veranstalter, die mit knappsten Ressourcen versuchen, eine tolle Veranstaltung hinzukriegen, und andererseits die der Spieler oder Besucher, die sich nicht abgeholt fühlen. Außerdem möchte ich ebenso wie Du, Dietmar, anmerken, dass die Perspektive eines Gestalters mir nicht fremd ist. Vielleicht stammt ein großer Teil meines Missmutes auch daher, mit anzusehen, was in dem Bereich alles falsch läuft.

Wir haben also ein Dilemma: Mit begrenzenten Geld- und Personalmitteln müssen wir Veranstaltungen stemmen, die

  1. sachlich korrekt sind, immerhin handelt es sich um "amtliche" Wettbewerbe,
  2. organisatorisch reibungslos funktionieren,
  3. Spielern und Besuchern Spaß machen,
  4. für den Sport werben,
  5. ...

Die Punkte 1+2 haben auf der Tromm sehr gut funktioniert. Weil sie grundlegenden Punkte sind, ist das schon mal sehr wichtig. Die Punkte 3+4 haben nicht so gut geklappt. Da sie eher zur Kür als zur Pflicht gehören, könnte man sich auf den Standpunkt stellen, dass das "Gedöns" ist. Wenn man sich aber ein wenig mit PR und Kommunikation beschäftigt hat, wird schnell klar, dass es riskant ist, ein Produkt oder eine Veranstaltung ohne "Mehrwert", also lediglich mit dem Pflichtprogrramm durchzuführen. Denn: "Man kann nicht nicht kommunizieren" (Paul Watzlawik). Das heißt, ich kann nicht verhindern, dass mein Gegenüber meine Handlungen interpretiert, auch wenn ich gar nicht will, dass er sie interpretiert. Wenn ich also Fahnenschwenken, Nationalhymne, Einmarsch der Athleten, symmetrische Aufstellung der Preise vor einem infantilen Plakat (das mit gestrichelten Linien ein Carreaux und damit alle Teilnehmer für blöd erklärt) als Beilage einer DM serviere und mir nichts dabei denke, oder denke, dass das doch einfach dazugehört, muss ich mich nicht wundern, wenn andere, die nicht so denken, das als unpassend interpretieren. Daher ist es wichtig, dass man versucht, diesen Vorgang zu lenken. Das wird niemals ganz gelingen, das aber dem Zufall zu überlassen, wäre ungeschickt.

Wenn der DPV weiterhin Interesse daran hat, würde ich gerne meine Vorstellungen dazu in einer Arbeitsgruppe vorstellen. Aber zuvor müsste es ein Problembewusstsein geben und die Bereitschaft, daran zu arbeiten.

Schöne Grüße, Martin

28.08.2018, letzte Ergänzung 30.08.

Theo schenke / Bremen

Das sollte zu denken geben!

Zur Kaderarbeit im NPV

Habe mir soeben die Ergebnisse der Poulerunde der 1:1-DM 2018 in Tromm zu Gemüte geführt. Als NPVler verursachte das doch eine nicht unbedingt gutgestimmte Lage. Missgelaunt, gar verarscht fühle ich mich als Verbandmitglied von den Folgen der “praktizierten“ Kaderarbeit.

Zehn von elf Trommfahrern des NPV haben bereits nach der ersten Auscheidungsrunde die Segel gestrichen. Auf einer Mitgliederversammlung hieß es vor Jahren, „einen Finanzplan für die Verbandskaderarbeit brauchen wir nicht. Wir haben doch den VFPS.“

Der einzige, der die Fahne noch hochgehalten hat ist Jan Garner, dem das angesichts des breit um sich greifenden Desinteresses unter den Topspielern hoch anzurechnen ist. Eigentlich müsste die gesamte Vorstandschaft aufgrund des desaströsen Abschneidens und des katastrophalen Scheiterns der Kaderarbeit zurücktreten.

So ein Vorgehen wird gewöhnlich in der Politik gefordert. Für uns steht ein von der Basis her gestaltetes Umdenken in der Kaderpolitik an. Allen Breitensportlern sei das DM-Erlebnis gegönnt – ich wäre auch dabei gewesen -

Jedoch ist das keine Kadermaßnahme, wenn sich die Topspieler zuhauf der Quali entziehen oder wenn qualifiziert, kurzfristig die Teilnahme an der DM absagen und stattdessen an regionalen Turnieren teilnehmen. Das ist für den Verband und alle Verbandsangehörigen beschämend.

Und wie wirkt das auf die Sozialisation junger hoffnungsvoller Kaderspieler? Was lernen die daraus? Ich sehe schwarz. Es muss eine konstruktive Kaderförderung her, die Geld in die Hand nimmt und ausreichend fördert. Aber im gleichen Maße muss sie, damit sich wieder eine verbindliche Einstellung bei den Topspielern etabliert, auch fordern und gegebenenfalls auch unsachgemäßes Verhalten sanktionieren, evtl. durch Sperren von Turnierteilnahmen und Meisterschaften oder durch Verteilen von Mali, Punktabzüge in der RL bei nicht ausreichend begründeten Nichtteilnahmen und Absagen.

26.08.2018

Ulli Brülls / Bremen

Was juckt mich meine Zusage?

Zu- und Absagen von DM-Starts

Nicht weniger als vier von neun NPV-Aktiven, die sich am SA 11.08. in Bad Eilsen für die DM Tête-à-tête qualifiziert hatten, wollten schon ein paar Tage später nichts mehr davon wissen, dass sie ihre Bereitschaft zum DM-Start eigenhändig unterschrieben hatten. 

Soweit die Gründe durchgesickert sind: Von plötzlicher Krankheit, von einem unvorhersehbaren beruflichen oder familiären Ereignis war nirgends die Rede. Statt dessen wurden organisatorische Probleme und finanzielle Engpässe  ins Feld geführt.  Klar, solche Hürden gibt es, aber sie sind vorher bekannt. Jeder nachträgliche Verzicht auf eine DM-Teilnahme sorgt nicht nur für Mehrarbeit in den Geschäftsstellen von NPV und DPV, sondern klaut den Nachrückern auch Zeit, ihren DM-Start in Ruhe zu planen, z. B. um eine erschwingliche Unterkunft zu finden. Sportlich fair ist ein solches Verhalten jedenfalls nicht.

Aus langjähriger Zuständigkeit beim DPV für die Zusammenfassung der DM-Meldungen weiß ich: Kein anderer Landesverband nervt mit so vielen Änderungen in seinen DM-Aufgeboten wie Niedersachsen/Bremen. Offenbar hat es im NPV schon so viele schlechte Beispiele gegeben, dass der Bruch einer verbindlichen Zusage hier als Bagatelle empfunden wird. Schon ist der Ruf nach Sanktionen zu hören. Aber wie soll das gehen? Mit einer Sperre, die nur durch ärztliches Attest abzuwenden wäre? Vermutlich würde man sich damit nur neue, zusätzliche Scherereien einhandeln.

Ich meine, Gegenwind muss von der Basis, aus den Vereinen kommen. Derartige DM-Absagen sollten auch unter Club-Kollegen offen kritisiert werden. Und auch bei der finanziellen Unterstützung ihrer DM-Starter haben die Vereine noch allerhand Luft nach oben. (Ulli Brülls)

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17.08.2018